Ich meine, daβ der Stadtplatz das Herz der Stadt ist. Wir
finden solche
Beispiele in den Großstädten wie Moskau mit
dem Roten Platz, Berlin mit dem Alexanderplatz, Paris mit dem Place de la Concorde. Deshalb werden diese Stadtzentren immer sehr
gut gestaltet. Auf den Stadtplatzt kommen alle Stadtbewohner zu den
Stadtfesten. Hierher kommen die Gästen und die Touristen der Stadt, um die
Schönheiten zu bewundern.
In meiner Heimatstadt Gusev gibt es auch einen
Stadtplatz. Er heißt der Platz des
Sieges. Er hieß aber auch -der Königplatz, der Marktplatz und noch
Friedrich-Wilhelm Platz. Warum hat dieser Platz so viele Namen? Ich glaube, daβ
mir in dieser Frage ein bummeln in der Geschichte hilft.
Auf dem Territorium unserer Stadt besiedelten
Menschen bereits in der Steinzeit. Dies zeigt einigen archäologischen Funden. So
wurde zum Beispiel beim Bau der Gründung des Stadtkrankenhauses ein
Feuersteinfaustkeil, dessen Alter etwa 10 000 Jahre ist, gefunden. Beim
Verlegen der Kommunikation wurde eine geschliffene Steinaxt mit einem Loch
gefunden. Sie ist etwa 3000-4000 Jahre alt.
Ab 8. Jahrhundert bekamen die Anwohner von
den Nachbarbürgern den Spitzname Preuβen für eine Leidenschaft für die Pferde.
(„Preuβen" bedeutet „Pferd"). Alle hießen Preußen- wenn dann Pruzzen. Und das
gesamte Gebiet, in dem sie wohnten, wurde Preuβen genannt.
Erstmals wurde das Dorf Gumbinnen im Jahre 1580
erwähnt. Es bestand damals aus einigen Häusern, einer Kirche und der Mühle,
umgeben von Erdwall. Seine Einwohner lebten von Ackerbau und Fischfang. Dank
seiner vorteilhaften geografischen Lage wuchs die Siedlung schnell.
Ein altes deutsche Sprichwort sagt: "Wo es nichts
gibt, dort hat der Kaiser sein Recht verloren." Aus dieser Erkenntnis heraus, lenkte
Friedrich Wilhelm I seine Aufmerksamkeit auf das verlassene Land. Im Jahre 1723
entstand der erste sehr interessante Stadtbebauungsplan unter Friedrich Wilhelm
I. Von dem Hauptplatz gehen in alle Himmelsrichtungen vier Hauptstraßen ab:
nach Norden – die Bismarckstraβe (heute Moskowskajastraβe), nach Osten – Wilhelmstraβe
(heute der östliche Teil der Leninastraβe), nach Süden – Königstraβe (heute
Pobedastraβe) und nach Westen – Friedrichstraβe (heute der westliche Teil der
Leninastraβe). Königstraβe begann von dem Hauptplatz der Stadt, darum dieser
Platz Königplatz genannt wurde.
Am 24. Mai 1724 trat der neue Magistrat von
Gumbinnen erstmalig zusammen. Dieser Tag gilt als der Gründungstag der Stadt
Gumbinnen. Friedrich Wilhelm ließ sie bauen nach seiner Vorstellung und seinem
Ermessen, damit sie beispielhaft würde für alles, was er für Preuβen erstrebte.
Dafür opferte er bedeutende Summen, trotz seiner sprichwörtlichen Sparsamkeit,
aus dem kargen Bestand seiner Schatulle.
Der Bau begann in der sogenannten Altstadt
(am rechten Ufer), wo der Siegesplatz heute ist. Seit 1738 wurde Gumbinnen das
Zentrum der Bezirksregierung von Ostpreußen.
Zum hundertjährigen Jubiläum im Jahre 1835 wurde
vor dem Alten Regierungsgebäude das Denkmal von Friedrich Wilhelm I errichtet.
Die Inschrift war folgend: „Friedrich Wilhelm I. Litthauens Wiederhersteller,
Gumbinnens Gründer, zur Hundertjahrfest von Friedrich Wilhelm III".
Ich meine, daβ dieser König zu viel für die
Entwicklung unserer Stadt machte und er dieses Denkmal verdiente. Darum wurde
dieser Platz Friedrich-Wilhelm Platz und genannt.
Und noch ein interessanter Moment: der nämliche
Friedrich Wilhelm schenkte Peter der
Erste das Bernsteinzimmer.
So ist es. Und genau vor dem Alten
Regierungsgebäude und vor dem Denkmal war ein Markt, der von Gumbinner sehr
beliebt war. Darum nannten Gumbinner diesen Platz Marktplatz.
Das Alte Regierungsgebäude war sehr schön,
aber zu klein für die neue Regierung. 1908-1911 wurde das Neue
Regierungsgebäude gebaut. Damit die Arbeit zwischen dem Konferenzgebäude und
der Neuen Regierung reibungslos und funktionell vorstanden gehen konnte, wurde
eine Überbrückung über die Marktstraβe vorgesehen.
Leider können wir alle alten Meisterwerke
(Richtung Norden) auf dem Platz heute nur auf den Bildern sehen. Das Gebäude
der Alten Regierung wurde hauptsächlich durch Granatbeschuss im Januar 1945 und
anschließender Sprengung durch deutsche Truppen zerstört. Aber wie sagte Herr
Professor Eduard Sture, der in unserer Stadt 2005 war und mit Nikolaj Zukanow
den Bebauungsplan ausarbeitete, da nach 1945 der Schutt nur abgetragen, aber
die Fundamente nicht beseitigt wurden, könnte hier der Granitstein von der
Grundsteinlegung von Oktober 1832 noch vorhanden sein.
In den 50-er Jahren war auf diesem Ort ein
Springbrunnen. Am 2. Oktober 1963 wurde hier ein Denkmal von Lenin eröffnet. In
jeder Stadt Russlands gab es ein Denkmal von Lenin. Aber heute sind sie in
vielen Städten zerstört. Ich finde das blöd! Wir sind die Junge Generation und
wir wollen und sollen die Geschichte unserer Heimat kennen. Es war damals die
Sowjetunion und in fast jeder Stadt war ein Platz des Sieges. Unsere Stadt war
keine Ausnahme und der Hauptplatz unserer Stadt wurde der Siegesplatz
umbenannt.
Eine Visitenkarte des
Platzes und der ganzen Stadt Gusev ist das Neue Regierungsgebäude oder, wie
sagen die Gusever, „Amatel". Dank der guten Materialien und der
architektonischen Besonderheiten sieht die Fassade des Gebäudes heute nach der
Renovierung sehr hübsch aus. An den Auβenfassade des Gebäudes gibt es zwei
Figuren, die die Gottheiten der Fruchtbarkeit und der Fischerei darstellen –
Symbole Ostpreußens. Dazwischen befindet sich seit 2004 eine Glockenuhr. Früher
war hier der preußische Adler mit einer Königskrone, der während der
Sowjetperiode mit Zement verschmiert wurde.
Ich erzählte schon
davon, daβ der westliche Teil dieses Gebäudes während des
Krieges schwer beschädigt war. Ein Übergang vom Alten in das Neue Gebäude wurde
im Frühling 1947 gesprengt, als der Zusammenbruch drohte. Ein Fragment des
Übergangs ist auf der westlichen Fassade des Gebäudes erhaltet.
Nach dem Krieg im Jahre 1947 im Kellerraum wurde ein Dampfbad
organisiert. Gott sei Dank war es dort ganz wenige Zeit. Dann wurden die Räume
als ein Lager benutzt. Und ab 10. April 1956 wurden in diesem Gebäude
Suchscheinwerfer hergestellt. Heute befindet sich dort die Firma „Amatel", eine
Bank, Fitnesshalle.
Im östlichen Teil
des Platzes stehen nur zwei Häuser aus dem vorigen Jahrhundert. Im gelben dreistöckigen
Haus war bis zum Kriegsende eine Raiffeisenbank. Einige Zeit befand sich dort
ein Restaurant und heute – ein Standesamt. Und wenn der Blick über die Große
Pissabrücke ging, befanden sich auf der linken Seite Geschäftshäuser. Dort war
auch das „Central-Hotel" mit dem Eigentümer Max Bierkandt. Alle diese Gebäude
gibt es nicht mehr.
Hier sehen wir noch ein
ehemaliges Pfarrerhaus (heute Militäramt). Im Jahre 1545 war hier die erste
lutherische Kirche auf Befehl des Herzogs Albrecht errichtet. 1811 wurde an
ihrer Stelle eine Steinkirche gebaut. Während der Bombardierung im Oktober 1944
wurde sie ganz zerstört.
Vor kurzem gab es ein
sehr überraschendes Ereignis. An der Stelle der ehemaligen Kirche wurde es einen
Grundstein gelegt. Das bedeutet, daβ hier die orthodoxe Kirche von Allerheiligen
zu Ehren der Soldaten entsteht, die während des Ersten Weltkrieges getötet
wurden. Dieses Ereignis ist sehr wichtig nicht nur für das Kaliningrader
Gebiet, sondern für ganzes Russland.
Und natürlich achten alle
auf „das Haus neben dem Rathaus", das im 2011 neugebaut wurde, und so
harmonisch in das Gesamtbild des Platzes gemischt wurde.
Im westlichen Teil
des Platzes sind auch alle alten Gebäude verschwunden. Der Krieg ist rücksichtslos.
Zum Glück gibt es Dokumenten, Bücher, Bilder und die Menschen, die von der
Geschichte erzählen. Es ist sehr wichtig
die Geschichte des Heimatkreises zu kennen.
In der Westseite vom
Friedrich-Wilhelm-Platz war eine Häuserfront – das ehemalige Gelände der Fa.
Carl Brandt (Eisenwaren, Baumaterial, haus- und Küchengeräte, Kohlen und Automobile).
Die „Carl Brandt Brücke" für Fußgängern über die Pissa, die heute im Fluss
zerstört liegt, war eine Stiftung von Carl Brandt.
Die Groβe
Brücke über die Pissa ist der gegenwärtige Schmuck des Platzes unserer Stadt. Sie
wurde nicht einmal umgebaut und tauschte die Namen: die Königbrücke, die
Hauptbrücke und sogar Grüne Brücke (nach der Farbe der Umzäunungen).
Meine Stadt ist schön bei jedem Wetter. Die riesige
Eiche, die an der Brücke wächst, erkundigt die Bewohner nach den Jahreszeitenveränderungen.
Dieser Baum ist schon mehr als 100 Jahre alt und er achtet ruhig auf alles. Die Eiche ist so
majestätisch, stark und prachtvoll und
ihre Blätter flüstern uns: „Alles geht weg, und das auch" (auf Latein „Omnia transeunt et id quoque etiam transeat").
Ich glaube, dass alles gut wird, dass Friede und das Gute
in der ganzen Welt herrschen werden. Und das hängt von uns ab!
Quellenverzeichnis
Emil Johannes
Guttzeit, Ostpreuβen in 1440 Bildern, Leer, 1996.
Gumbinner
Heimatbrief, №114, Juni 2009.
Gumbinner
Heimatbrief, №112, Juni 2008.
Gumbinner
Heimatbrief, №111, Dez. 2007
Iwanov A.M.
Gumbinnen. 2005
Mitteilungen, №
1, Juli 2007
Zeitung „Polus",
Gumbinnen in Bildern, № 87, 20.11. 2007.
http://www.rudnikov.com/article.php?ELEMENT_ID=19924
http://www.personalguide.ru/towns/1353/
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